4. Nationaler Radverkehrskongress in Potsdam

Unter dem Motto “verbinden − verknüpfen – vernetzen” fand am Montag und Dienstag, den 18. und 19. Mai, der 4. Nationale Radverkehrskongress in Potsdam statt. Veranstalter war das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, und als gastgebendes Bundesland hatte sich das Land Brandenburg gefunden. Mit Potsdam gab es einen wunderschönen Veranstaltungsort direkt am Wasser.

Blick auf die Havel von der Langen Brücke, Potsdam

Blick auf die Havel von der Langen Brücke
Potsdam, 12.04.2014
Foto: Martin Schütte

In acht Foren wurden aktuelle Themen der Radverkehrsplanung und -förderung vorgestellt und diskutiert. Den Abschluss bildeten drei Fahrradexkursionen, welche den TeilnehmerInnen die historische Potsdamer Kulturlandschaft, die aktuelle Entwicklung der Radverkehrsinfrastruktur in der Stadt oder die bewegte Geschichte Potsdams näherbringen sollten.

Ich hörte sehr interessante Vorträge aus der Praxis und der Forschung über neue Projekte und Maßnahmen und neue Forschung und Statistiken. Wieder einmal wäre ich gern an mehreren Orten zugleich gewesen, um möglichst keinen Vortrag zu verpassen. Am Abend gab es ausführliche Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Am Dienstag nahm ich schließlich an der Radtour zu ausgewählten Infrastrukturmaßnahmen zur Förderung des Radverkehrs in Potsdam teil. Dabei ging es um die Herausforderung, sowohl dem Radverkehr als auch dem Denkmalschutz Genüge zu leisten, was mal mehr und mal weniger gelungen war.

Ob an diesem Kongress wirklich neues Wissen ausgetauscht wurde, das kann man bezweifeln. Die Strategien der Radverkehrsförderung sind unter Experten allgemein bekannt. Forschung und Erfahrung bekräftigen immer wieder die gleichen Lehren. Viel eher als mangelndes Wissen ist es die politische Umsetzung der Radverkehrsförderung, die oft sehr schwierig ist.

Trotzdem sind Veranstaltungen wie dieser Kongress ungemein wichtig: bei dem Kampf gegen Windmühlen kann die Bedeutung von Vernetzung kaum überschätzt werden. Daher konnte man das Motto der Veranstaltung wohl nicht nur auf die Netzwerkinfrastruktur und die Verknüpfung von Maßnahmen der Radverkehrsförderung beziehen, sondern vor allem auch auf die Vernetzung der TeilnehmerInnen des Kongresses. Für mich war diese Veranstaltung wieder einmal eine schöne und motivierende Erinnerung daran, dass es viele andere Menschen in Deutschland und Europa gibt, die sich für den Radverkehr einsetzen – und das gibt Energie bis zum nächsten Kongress.

Radfahrspaß mit Pedelec: eine Überraschung auf der VELOBerlin

Ich hatte nur einmal zuvor auf einem elektrischen Fahrrad gesessen. Das war auf einer Fahrradmesse in Manchester, Großbritannien. Ein eifriger Vertreter hatte Statistiken über die Verbreitung elektrischer Fahrräder, der sogenannten “eBikes”, heruntergerattert, während ich meinen Mangel an Begeisterung kaum verbergen konnte. Ich mochte mein “normales” Fahrrad. Ein elektrisches Fahrrad zu benutzen, erschien mir ein bisschen wie schummeln. Schließlich ließ ich mich dann doch noch dazu überreden, eine kurze Runde zu fahren. Eine kleine Handbewegung und schon sprang das Fahrrad wie ein kleiner Roller vorwärts, so dass es mich bald aus dem Sattel gehoben hätte. Nur knapp verfehlte ich die Rückseite des nächsten Standes und einige unschuldige Pasanten … eBikes, so dachte ich, sind nichts für mich.

Logo der VELOBerlin 2015, vertikal

Logo: Velokonzept Saade GmbH

Ganz anders erging es mir dann am letzten Wochenende in Berlin, wo ich die Fahrradmesse VELOBerlin besuchte. Zunächst hörte ich einen interessanten Bericht von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zum Pendeln mit dem sogenannten Pedelec. Das Pedelec ist ein elektrisches Fahrrad, bei dem der elektrische Motor nur als Unterstützung hinzugeschaltet werden kann, während man selbst weiter in die Pedale tritt. Die Motorunterstützung ist dabei auf eine maximale Geschwindigkeit von 25km/h begrenzt. Das Berliner Projekt “EBikePendeln” hatte es Berufstätigen ermöglicht, für einen Zeitraum von jeweils acht Wochen auf ein geliehenes Pedelec umzusatteln. Probieren geht schließlich über studieren. So sollte mittelfristig ein Umstieg vom Auto auf das Pedelec angeregt werden – anscheinend mit gutem Erfolg.

Daraufhin konnte ich mich dann doch nicht mehr zurückhalten. Am hinteren Ende der Messe war ein Parcour aufgebaut worden, auf dem man verschiedene – auch elektrische – Fahrräder ausprobieren konnte. Schnell hatte ein freundlicher Vertreter ein Pedelec für mich angepasst und mir die Technik erklärt. Dann konnte es losgehen: ich drehte erst eine kleine Runde in der Halle, dann durch ein Tor nach draußen, erst bergab unter einer Brücke hindurch und dann recht steil wieder hinauf, dann um eine scharfe Kurve und schließlich den gesamten Weg wieder zurück. Kaum merklich “half” mir das Fahrrad die Steigung hinauf, als wenn jemand behutsam ein kleines bisschen von hinten anschieben würde. Es brauchte nur diese kurze Fahrt, um mich von meiner Skepsis zu kurieren. Dieses Pedelec zu fahren, das war der ganze Radfahrspaß ohne die schweißtreibenden Momente am Hügel.

Nur der Preis … Während der Preis natürlich extrem günstig im Vergleich zum Auto ist, müsste ich wohl lange strampeln, bevor das Pedelec die StadtRAD Hamburg Gebühren und gelegentlichen ÖPNV-Fahrkarten aufwiegen würde. Hinzu käme, dass eine solche Investition dann auch sichere Abstellplätze bräuchte – zu Hause und an den verschiedenen Zielorten in der Stadt. Noch hinkt Hamburg hier anderen Städten weit hinterher. So bleibt dieses tolle Fahrrad für mich vorerst noch der Traum eines wunderbar nachhaltigen Luxus. Für Menschen, die für die täglichen Wege das Auto nutzen, könnte das Pedelec aber eine gute Alternative sein, inklusive aller Vorteile des Fahrradfahrens, vor allem aber richtig viel Spaß.