Ich hatte nur einmal zuvor auf einem elektrischen Fahrrad gesessen. Das war auf einer Fahrradmesse in Manchester, Großbritannien. Ein eifriger Vertreter hatte Statistiken über die Verbreitung elektrischer Fahrräder, der sogenannten “eBikes”, heruntergerattert, während ich meinen Mangel an Begeisterung kaum verbergen konnte. Ich mochte mein “normales” Fahrrad. Ein elektrisches Fahrrad zu benutzen, erschien mir ein bisschen wie schummeln. Schließlich ließ ich mich dann doch noch dazu überreden, eine kurze Runde zu fahren. Eine kleine Handbewegung und schon sprang das Fahrrad wie ein kleiner Roller vorwärts, so dass es mich bald aus dem Sattel gehoben hätte. Nur knapp verfehlte ich die Rückseite des nächsten Standes und einige unschuldige Pasanten … eBikes, so dachte ich, sind nichts für mich.
Ganz anders erging es mir dann am letzten Wochenende in Berlin, wo ich die Fahrradmesse VELOBerlin besuchte. Zunächst hörte ich einen interessanten Bericht von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zum Pendeln mit dem sogenannten Pedelec. Das Pedelec ist ein elektrisches Fahrrad, bei dem der elektrische Motor nur als Unterstützung hinzugeschaltet werden kann, während man selbst weiter in die Pedale tritt. Die Motorunterstützung ist dabei auf eine maximale Geschwindigkeit von 25km/h begrenzt. Das Berliner Projekt “EBikePendeln” hatte es Berufstätigen ermöglicht, für einen Zeitraum von jeweils acht Wochen auf ein geliehenes Pedelec umzusatteln. Probieren geht schließlich über studieren. So sollte mittelfristig ein Umstieg vom Auto auf das Pedelec angeregt werden – anscheinend mit gutem Erfolg.
Daraufhin konnte ich mich dann doch nicht mehr zurückhalten. Am hinteren Ende der Messe war ein Parcour aufgebaut worden, auf dem man verschiedene – auch elektrische – Fahrräder ausprobieren konnte. Schnell hatte ein freundlicher Vertreter ein Pedelec für mich angepasst und mir die Technik erklärt. Dann konnte es losgehen: ich drehte erst eine kleine Runde in der Halle, dann durch ein Tor nach draußen, erst bergab unter einer Brücke hindurch und dann recht steil wieder hinauf, dann um eine scharfe Kurve und schließlich den gesamten Weg wieder zurück. Kaum merklich “half” mir das Fahrrad die Steigung hinauf, als wenn jemand behutsam ein kleines bisschen von hinten anschieben würde. Es brauchte nur diese kurze Fahrt, um mich von meiner Skepsis zu kurieren. Dieses Pedelec zu fahren, das war der ganze Radfahrspaß ohne die schweißtreibenden Momente am Hügel.
Nur der Preis … Während der Preis natürlich extrem günstig im Vergleich zum Auto ist, müsste ich wohl lange strampeln, bevor das Pedelec die StadtRAD Hamburg Gebühren und gelegentlichen ÖPNV-Fahrkarten aufwiegen würde. Hinzu käme, dass eine solche Investition dann auch sichere Abstellplätze bräuchte – zu Hause und an den verschiedenen Zielorten in der Stadt. Noch hinkt Hamburg hier anderen Städten weit hinterher. So bleibt dieses tolle Fahrrad für mich vorerst noch der Traum eines wunderbar nachhaltigen Luxus. Für Menschen, die für die täglichen Wege das Auto nutzen, könnte das Pedelec aber eine gute Alternative sein, inklusive aller Vorteile des Fahrradfahrens, vor allem aber richtig viel Spaß.